Woraus darf ihr Kleid denn heute sein? PET-Flaschen, Wolle, Algen, oder doch lieber Viskose aus nicht gefällten Bäumen? In Zukunft wird die Vielfalt der Stoffe auf unserer Haut sicher ebenso bunt und vielfältig wie das Design. Denn dank technischer Innovation und ökologischer Weiterentwicklung tut sich einiges im Reich der gewebten Träume.
Nachhaltige Fashion ist ein weites Feld und gerade im Bereich der Materialien gibt es eine ganze Bandbreite von teils bekannten und teils ganz neuartigen Materialien, die in unterschiedlicher Weise nachhaltige Alternativen zu bisher verwendeten Stoffen darstellen. Wir geben eine Übersicht über die Wichtigsten, um zu zeigen, was genau sich hinter den Begriffen versteckt und was uns in Zukunft noch erwartet!
Bio-Baumwolle
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Mit dem Kauf eines einzigen T-Shirts aus biologischer Baumwolle bewahrt man rund sieben Quadratmeter Anbaufläche vor Pestiziden und Kunstdünger.
Das Bio-Zertifikat für Baumwolle garantiert ausschließlich den ökologischen Anbau der Faser. Über die Weiterverarbeitung bis hin zum fertigen Kleidungsstück sagt das erst einmal nichts aus.
Die Begriffe “Bio”, “Öko” oder “aus kontrolliert biologischem Anbau” (kbA) sind, ebenso wie im Lebensmittelbereich, geschützte Begriffe, die auch für den landwirtschaftlichen Rohstoff Baumwolle geschützt sind. Begriffe und Siegel wie diese dürfen nur verwendet werden, wenn die Richtlinien des ökologischen Landbaus eingehalten werden.
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Bio-Wolle
Bio-Wolle stammt ebenso vom Schaf wie Nicht-Bio-Wolle mit den bekannten, seit Jahrtausenden genutzten Vorteilen: Sie hält, dank Luftpolstern zwischen den Fasern besonders gut warm. Bio-Wolle stammt aus kontrolliert biologischer Tierhaltung (kbT) von Tieren, die artgerecht und im Einklang mit der Natur gehalten werden.
Hanf
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Hanf ist eine pflanzliche Naturfaser, die aus den Stängeln der Hanfpflanze (Cannabis Sativa) gewonnen wird. Hanf ist sehr schnell wachsend und von Natur aus sehr widerstandsfähig. Die Fasern der Hanfpflanze weisen eine hohe Reißfestigkeit auf. Hanf ist nach wie vor eines der unerschlossenen Wunder der Welt. Neben vielen anderen Hanf-Erzeugnissen überzeugt auch Kleidung aus Hanffaser durch ihre hohe Qualität bei gleichzeitig hervorragender Ökobilanz.
Hanf ist eine der umweltschonendsten Fasern überhaupt. Beim Anbau benötigt er weder Pflanzenschutz- noch Insektenschutzmittel und kommt mit sehr wenig Wasser aus. Beim Tragen schützt Hanf vor UV-Strahlen und beweist sich als sehr stark und langlebig. Das Tragegefühl ist ein ganz besonderes, auf der Haut fühlt er sich edel und oft ein wenig schwerer an als Baumwolle.
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Bio Leinen
Leinen ist eine pflanzliche Naturfaser aus den Stängeln der Flachspflanze. Leinen hat einen charakteristischen, natürlichen Glanz und wirkt feuchtigkeitsregulierend. Kontrolliert biologischer Flachsanbau (kbA) verzichtet auf chemische Düngemittel und Pestizide.
Bio-Seide
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In der konventionellen Maulbeerseidengewinnung verpuppen sich die Seidenspinnerraupen in ihren Kokons und werden danach durch Heißdampf oder kochendes Wasser abgetötet. Dadurch bleibt zwar der Kokon unversehrt und die Seide kann an einem Endlosfaden (bis zu 900 m) abgehaspelt werden, aber die Raupe kann nicht mehr als Falter das Licht der Welt erblicken.
Bio-Seide wird nach kbT (kontrolliert Biologische Tierhaltung) Standards produziert. Das heisst, die Raupen essen Maulbeerblätter (oder andere Pflanzen), die frei von Pestiziden sind und es wird auch auf die sonst übliche, umfangreiche Hormonbehandlung der Tiere verzichtet. Bei der Stoffverarbeitung, dem Abkochen, Zwirnen, Weben und Färben der Bioseide werden ausschliesslich gesundheits- und umweltschonende Chemikalien und Farbstoffe verwendet. Zudem ist die Kette der Zulieferer leicht nachvollziebar, weil Bio-Seide so selten ist.
Wildseide
Wildseide oder “Tussahseide” stammt von wildlebenden Eichenspinnern oder Tussahspinnern. Beim Verlassen des Seidenkokons hinterlässt der Falter ein Loch im Kokon, welcher dann eingesammelt wird. Die Seidenraupen dürfen ihr Leben als Schmetterlinge fortsetzen und werden zur Gewinnung der Faser nicht getötet, weshalb sich auch der Begriff “vegetarische Seide” etabliert hat. Gewebte Wildseide ist gegenüber Zuchtseide gröber, mit kleinen Erhebungen und Knötchen.
Peace Silk
Bei Peace Silk handelt es sich ebenfalls um “vegetarische Seide”, die allerdings nicht wild gesammelt wird. Die Raupen werden (idealerweise nach kbT) aufgezogen, bis sie sich verpuppen. Dann, wenn es so weit ist, schneiden Arbeiter ein kleines Loch in den Kokon und lassen die Tiere über eine Woche im Dunkeln ruhen, bis sie geschlüpft sind.
Peace Silk ist ebenfalls nicht ganz so fein und fest wie die industrielle Zuchtseide. Leichte Unregelmäßigkeiten sind Teil der Ästhetik und in der Produktion wir viel geforscht, um immer feinere Seidenstoffe aus Peace Silk herstellen zu können.
Peace Silk aus kontrolliert biologischem Anbau wird derzeit (Stand: 1.3.2013) lediglich von zwei Produzenten weltweit hergestellt und ist ein begehrter Rohstoff für immer mehr Designer, die im Future Fashion Guide zu finden sind.
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Soja
Diese Faser besteht aus dem Pflanzeneiweiß der Sojabohne oder aus dem Eiweiß der Produktionsabfälle von Tofu und Soja-Nuggets. Ob die Sojapflanze dabei aus kontrolliert biologischem Anbau stammt variiert von Fall zu Fall. Manchmal stammt es auch von nicht zertifizierten Kleinbauern-Betrieben, die dennoch biologischen Anbau betreiben. Nachfragen direkt beim Label lohnt sich!
Bambus
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Bambusfasern sind eigentlich zu kurz um versponnen zu werden, daher werden sie verkocht und aus der gelösten Zellulose werden Viskosefasern gewonnen.
Dieses sehr leichte, fast transparent erscheinende Material, ist schnelltrocknend, antibakteriell, geruchsneutral, atmungsaktiv und absorbiert auch den körpereigenen Geruch. Zudem ist er noch weicher als Baumwolle. Die kühlende Wirkung im Sommer ist genauso angenehm wie die wärmende im Winter. Zum Anbau von Bambus werden weder Pestizide noch Düngemittel benötigt.
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Lyocell/ Tencel
Tencel wird aus Zellulose hergestellt und ist ebenfalls ein Viskose-Produkt. Während bei der Herstellung von normaler Viskose einige Chemikalien beigemischt werden, geschieht der Herstellungsprozes von Tencel mit einem ungiftigen, organischen Lösungsmittel. Dieses Lösungsmittel ist nach der Herstellung wieder verwendbar dadurch besonders nachhaltig und umweltfreundlich.
Lenpur Viskose
Etwas ganz anderes ist Lenpur Viskose. Als Grundlage dient ausschließlich Zellulose aus dem Rückschnitt von Bäumen in der Forstwirtschaft. Wir nennen sie liebevoll “Peace Viskose”, denn zur Herstellung muss kein einziger Baum oder Bambus gefällt werden. Die Zellulosegewinnung findet wie auch bei Tencel mikroorganisch und ohne chemische Zusätze statt. Die Lenpur-Faser hat mit 99,8% eine höhere Naturreinheit als handgepflückte Baumwolle, bei gleichbleibend hervorragenden Funktionseigenschaften.
Seacell
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Algen verstoffwechseln die Mineralien des Meerwassers. Das erklärt, warum Algen einen hohen Anteil an verschiedensten Spurenelementen, Kohlenhydraten, Fetten und Vitaminen besitzen.
Kleidung, die aus Algen hergestellt wird, sondert beim tragen diese Nährstoffe an den Körper ab. Zusätzlich soll durch die Algenextrakte die Produktion von Glucoseaminoglucanen im Körper angeregt werden, die einerseits die Heilung von Entzündungen der Haut beschleunigen und die andererseits die Haut vor freien Radikalen schützen. (lt. Alban Muller International). Deswegen wird Seacell Kleidung, gern als Kleidung mit Anti-Aging-Effekt bezeichnet.
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Tyvek
Die Struktur der Tyvek-Membran ist glatt, weich, atmungsaktiv und besitzt eine papierartige Haptik. Das von Luxaa entwickelte Tyvek-Gestrick ist bis zu 90°C waschbar, verfügt über Anti-Pilling- und Anti-Verfilzen-Eigenschaften, ist zu 100% recyclebar und antiallergen. Tyvek kann bis zu fünf mal zu neuem Tyvek recycelt werden, das bei der Herstellung eingesetzte Wasser wird dabei viele Male wiederverwendet. Nach seinem Tyvek-Leben wird das Material zu Produkten der allgemeinen Nutzung, wie z.B. zu Schutzhelmen verarbeitet. Luxaa bietet ein Rücknahmesystem für seine Tyvek-Produkte an und führt das Material an den Hersteller zurück, der für ein entsprechendes Recycling sorgt. Das Gestrick ist eine geschützte Innovation – echtes High Tech!
Milkfibers
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Polylactid ist bekannt als eine Milchproteinfaser. Für die Gewinnung der Faser wird Milch entwässert und abgeschöpft. Die so gewonnenen Milchproteine werden dann wie andere Kunst- oder Funktionsfasern weiterverarbeitet, wobei es sich im Falle von Polylactid um einen natürlichen Stoff handelt. Eco Labels verwenden nach unseren Recherchen Milkfibers, die von (kbT) Kühen stammen.
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Recycling
Da der Großteil der verwendeten Textilien aus einem Materialmix besteht, ist das Recyceln oft nicht einfach. Die Reinheit eines Stoffes ist für die Wiederverwertung besonders wichtig. So spricht man auch von “Downcycling” wenn aus recycelten alten Mischfaser-Kleidern ein völlig anderes Produkt entsteht, das nicht unbedingt zu neuer Fashion wird.
Ein beliebter und dankbarer Recycling-Rohstoff ist die PET-Flasche. Aus reinem Polyester bestehend, wird sie (nach dem Austrinken) zermahlen und geschmolzen, um daraus textile Fasern herzustellen. Diese Technik wird auch in den USA schon lange für die Herstellung von Teppichen genutzt, aber auch Textilfasern für Kleidung aus recycelten PET-Flaschen sind im Kommen.
Cradle to Cradle
“Cradle-to-Cradle” ist ein Begriff, der 1998 vom Deutschen Chemiker Michael Braungart und dem US-amerikanischen Architekten William McDonough in ihrem Buch “Cradle to Cradle” (Von Der Wiege bis zur Wiege) geprägt wurde. Damit sind Produkte gemeint, die entweder als biologische Stoffe in biologische Kreisläufe zurückgeführt werden können oder als technische Stoffe kontinuierlich in technischen Kreisläufen gehalten werden. Das bedeutet, zum Beispiel, dass ein Schuh so hergestellt worden ist, das er im Ganzen, ohne ihn weiter aufspalten zu müssen, recycelt und neu produziert werden kann. Von den bisher wenigen Kollektionen, die nach dem Cradle to Cradle prinzip produziert werden, ist die Trigema Change Kollektion, bestehend aus basics für Damen und Herren wohl die bekannteste.
Upcycling
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Wenn die Bekleidungsindustrie vom Upcycling spricht, bedeutet das, dass entweder Abfälle oder Reste, Verschnitt- oder Ausschussware, sowie Stoffenden oder getragene Kleidung als Rohstoff für die Erschaffung neuer Produkte verwendet wird. Dabei wird meist durch handwerkliche Kunst ein höherwertiges Endprodukt geschaffen, das oftmals ein Unikat darstellt.